
Historie
Die Wiedergeburt der Kaiser Friedrich – Eine Berliner Legende erwacht.
Vom Dornröschenschlaf zur liebevollen Restaurierung
Schlafender Gigant: Ein Weckruf der Geschichte
10 Jahre lang lag die Kaiser Friedrich regungslos vor dem Berliner Technikmuseum – ein stiller Zeuge vergangener Zeiten, der uns, Volker und Julius, tief im Herzen berührte. Wir konnten es nicht länger ertragen, dieses historische Juwel in einem Dornröschenschlaf zu sehen.




Bau der "Kaiserflotte"
Im Jahr 1886 wurde die Stettiner Oderwerker Maschinenfabrik und Schiffsbauwerft AG mit dem Bau von sechs Schiffen der sogenannten Kaiser-Klasse beauftragt. In Grabow bei Stettin begann der Bau des erstmals als Kaiser Friedrich bezeichneten Dampfschiffs. Mit einer Kapazität von 291 Personen und beeindruckenden Maßen von 31 Metern Länge und 5 Metern Breite, verfügte die Kaiser Friedrich über eine Seitenhöhe von 2,50 Metern und einen Tiefgang von 1,40 Metern im beladenen Zustand. Der Antrieb erfolgte durch zwei stehende zweifach Expansionsmaschinen mit Einspritzkondensation, die eine Leistung von 65 PS bei 180 Umdrehungen pro Minute erzeugten. Der dazugehörige Flammrohrkessel hatte eine Heizfläche von 50 m² und sorgte für den nötigen Dampf. Damit legte die Kaiser Friedrich den Grundstein für eine lange maritime Geschichte auf den Berliner Gewässern.

Schiffstaufe
1889 erlebte die junge Kaiser Friedrich eine wichtige Wendung in ihrer Geschichte: Nach dem Konkurs der Stettiner Lloyd übernahm die Spree-Havel-Dampfschiffahrt-Gesellschaft Stern das bereits fertiggestellte Dampfschiff und gab ihm offiziell den Namen „Kaiser Friedrich“. Mit dieser Umbenennung begann eine bedeutende Karriere auf den Berliner Gewässern. Das Schiff wurde schnell zu einem populären Fortbewegungsmittel und transportierte viele Passagiere durch die Flüsse und Kanäle der Hauptstadt. Diese neue Phase stellte sicher, dass die Kaiser Friedrich nicht nur als Dampfer, sondern auch als Teil der Berliner Identität wahrgenommen wurde.

Umbau des Dampfschiffs
Im Jahr 1914 erfolgte ein bedeutender Umbau der Kaiser Friedrich. Zuvor hatte das Schiff eine geringe Seitenhöhe und aufgesetzte Kajüten, die ihm ein gestuftes Aussehen verliehen. Der Umbau resultierte in einem glatt durchlaufenden Deck, das sowohl die Seetauglichkeit als auch den Komfort für die Passagiere erheblich verbesserte. Diese Modernisierungen waren notwendig, um die Kaiser Friedrich im sich wandelnden Schiffsverkehr konkurrenzfähig zu halten und eine angenehme Fahrt zu gewährleisten.

Schwierigkeiten und Umbenennung
In den 1920er-Jahren war die Spree-Havel-Dampfschifffahrt Stern in einer Krise und kämpfte stark um ihre Existenz. Von 1914 bis Ende 1929 war das Unternehmen kaum profitabel. Ab 1918 wurde das Dampfschiff in „Siegfried“ umbenannt und im Jahr 1934 an die Reederei Grise verkauft. Diese Umbenennung geschah aus Sparsamkeitsgründen, und die alten Messingbuchstaben des Namens Kaiser Friedrich wurden weiterverwendet, was die Brüder Griese als pragmatische Entscheidung ansahen. Trotz der Herausforderungen behielt das Schiff einen Platz im Berliner Schiffsverkehr.

Passagierverkehr
Im Juni 1944 wurde die Siegfried aufgrund des Mangels an Treibstoff für die Omnibuslinien zur Personenschifffahrt der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) eingezogen. Das Schiff erhielt einen Tarnanstrich und wurde bis zum 17. Juli 1944 für den Passagierverkehr genutzt. Diese Rückkehr in den aktiven Dienst unterstreicht die Flexibilität und die Bedeutung der Siegfried in einer Zeit, in der Mobilität für die Menschen in der Stadt von großer Bedeutung war.

Neubeginn Personenschifffahrt
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am 31. Mai 1945 die Personenschifffahrt der BVG wieder eingerichtet, und die Siegfried gehörte erneut zu den Schiffen, die den Verkehr auf den Berliner Gewässern aufrecht hielten. Im Zuge der deutschen Teilung war Spandau der neue Heimathafen des Schiffes, das weiterhin für 291 Personen zugelassen war. Diese Wiederinbetriebnahme stellte einen wichtigen Teil des Wiederaufbaus der Gesellschaft dar, indem sie es den Menschen ermöglichte, die Stadt wieder zu entdecken und zu verbinden.

Einziger Dampfer im Originalzustand
In den 1950er- und 60er-Jahren fuhr die Kaiser Friedrich als letzter und einziger Berliner Dampfer im Originalzustand in Charter bei der Stern und Kreisschifffahrt. Von 1965 bis 1968 war sie auf der Strecke Tegel-Spandau-Pfaueninsel unterwegs und bot den Passagieren ein nostalgisches Erlebnis. Diese Fahrten stellten eine Rückkehr zu den Wurzeln der Dopingschifffahrt dar und bewahrten ein Stück Berliner Tradition, die sich immer schwerer im flotten, modernen Verkehr behaupten ließ.

Stilllegung und Umbaupläne
Im Jahr 1967 wurde die Kaiser Friedrich stillgelegt, und ihre Maschinen wurden entfernt, weil sie weiterhin ungenutzt war. Nach ihrer Stilllegung im Herbst 1968 hieß es, Vorschläge zur Umwandlung des Dampfers in ein Gastronomie- und Eventschiff seien gemacht worden. Der Dampfer erhielt zwar 1972 einen neuen Anstrich, doch eine weitere Nutzung kam nicht zustande. Nach einem Besitzerwechsel wurde die Kaiser Friedrich schließlich als Wohn- und Büroschiff am Burgwall in Spandau und später im Plötzenseer Kolk verlegt. Diese Zeit stellte leider einen weiteren Rückgang im Erhalt des geschichtsträchtigen Dampfers dar.

Umbau und Rückkehr ins Wasser
Im Jahr 1993 erwarb das Museum für Verkehr und Technik die Kaiser Friedrich, um diesen letzten Berliner Dampfer wieder fahrbereit zu machen. Das Schiff wurde in Dresden-Laubegast neu aufgebaut, wobei die originalen Dampfmaschinen abgeschafft und durch zwei Hochdruckmaschinen mit Ölfeuerung ersetzt wurden. Am 27. April 1994 wurde die Kaiser Friedrich erneut getauft. Ab dem 1. Mai 1994 begann das Schiff wieder Fahrten auf der innerstädtischen Spree zu unternehmen. Doch durch den hohen Personalaufwand und den großen Dieselbedarf wurde der Betrieb bald unwirtschaftlich und ökologisch fragwürdig, was zu einer Abnahme der Fahrten führte.

Erneute Stilllegung und Verfall
Ab 2012 lag die Kaiser Friedrich an der Schleuseninsel im Tiergarten. Nach einem gescheiterten Versuch, den Dampfer wieder regulär in Betrieb zu nehmen, wurde er in die Obhut des Deutschen Technikmuseums übergeben. Da kein Interessent gefunden wurde, der das historische Schiff bereedern wollte, war die Kaiser Friedrich dem Verfall preisgegeben. Lediglich 2017 wurden bei einem Werftaufenthalt Mängel am Rumpf beseitigt. Im Jahr 2021 war das Schiff in einem schlechten Zustand und nicht mehr fahrfähig, und es lag aufgelegt an der Schleuseninsel.

Wiedererweckung und Modernisierung
Mit ernsthaften Kaufabsichten wandten sich Julius Dahmen und Volker Marhold 2023 an das Museum und erwarben die Kaiser Friedrich als neue Eigner der Dahmen & Marhold GbR (Reederei Berliner Welle). Ab März 2023 wurde das Schiff an der Werft Genthin in Sachsen-Anhalt umfangreich umgebaut und erhielt ein modernes Antriebssystem: ein Deep-Blue Hochleistungs-Antriebssystem von Torqeedo. Damit konnte ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Modernisierung des Dampfers vollzogen werden.

Rückkehr in den Fahrgastverkehr
Am 4. Mai 2024 absolvierte die Kaiser Friedrich ihre erste Fahrt mit der neuen Motorisierung. Ihr Liegeplatz befindet sich nun im historischen Hafen im Berliner Stadtzentrum. Ab dem 13. Mai können Berliner und Besucher im „Spree-Athen“ eine umweltfreundliche Stadtrundfahrt an Bord des legendären Fahrgastschiffes genießen. Nachts verwandelt sich das berühmteste Schiff der Stadt während des dreieinhalbstündigen Alt-Berliner Bierabends in einen schwimmenden Biergarten und bietet ein einzigartiges Erlebnis für alle, die die Berliner Wasserstraßen noch einmal neu entdecken möchten.

Kaiser Friedrich bietet exklusive Dampferfahrten, die historische Berliner Tradition mit modernem Komfort und erstklassigem Service verbinden.
Kontakt
- +49 1567 9407500
- Ahoi@kaiserfriedrich.berlin
Anlegestellen
- Burgstraße 27, 10178 Berlin
- Anna-Louisa-Karsch-Straße 2, 10178 Berlin
- Märkisches Ufer, 10179 Berlin
- Mühlenstraße 70-71, 10243 Berlin